Ich + mein Handy = best friends 4ever!

Mein bester Freund: mein Handy!!

Die Generation Golf musste lernen mit dem Handy umzugehen, die heutige muss lernen, wie man auch ohne zurecht kommt!

Freundschaftsalben von Generation Smartphone:

Mein bester Freund: mein Handy!

warum?
Es ist immer da, wenn man es braucht ( wenn man es nicht gerade verlegt hat)
Alter:
so neu wie irgendwie geht, sonst bin ich out.
Hobbies:
schenkt mir Aufmerksamkeit, gibt mir Bestätigung zu jeder Tages- und Nachtzeit, lenkt mich von allem anderen ab. Sieht so geil aus mit dem neuen Cover.

Es ist 5min vor Unterrichtsbeginn, draußen nass und kalt, aber an der Bushaltestelle treffen sich die Jugendlichen, und stehen da entweder mit Stöppseln im Ohr, oder man steht im Kreis und alle klotzen auf ein Handy, einer hat irgendein cooles Video von irgendeinem bestimmt ganz wichtigen Influencer, youtuber, oder von irgendeinem, der irgendwas mit Hunden oder anderen Tieren on gestellt hat, wenn es sonst gut läuft, ist nichts Versautes dabei.
Die Schülerinnnen und Schüler treffen sich dort am Busbahnhof vor der Schule, weil es noch nicht zum Schulgelände gehört.

Jannik – ein Schüler, der nach 4 Jahren Grundschule auf eine weiterbildende Schule wechselt sitzt in der zweiten Reihe und hört seinem neuen Klassenlehrer bei der Einschulung zu und streckt gleich zu Beginn. Übrigens, super, dass er streckt. Nein er will nicht wissen, wie der Stundenplan aussieht, wie der Lehrer nochmal heisst, ob er viele Hausaufgaben gibt, wie alt er ist, ob er verheiratet ist, oder möchte die Namen seiner neuen Klassenkameraden und Kameradinnenwissen, er fragt:

„ Wo und wann darf man in der Schule sein Handy benutzen???“

Der Lehrer meint, dass es ein Handyverbot gibt bei uns an der Schule. Dem kleinen Jannik fällt der Kinnladen gefühlt bis auf den Boden und meint daraufhin, wie er den Tag denn dann rumkriegen soll.

Eine andere Schülerin Klasse 9, hat schon ein paar Jahre ohne Handy auf der Schule überlebt- sie hat es bestimmt nie im Rektorat abholen lassen müssen- poltert ohne anzuklopfen in ihre Parallelklasse rein mitten in der 3.Stunde, es hallt: „Ist Chayenne da??!!!!!! Ist Chayenne hier???“ „ Ja, ich bin hier, was ist denn los??“

„Hast du mein Handy, ich kann es nirgends finden, bitte bitte sag, dass du es hast, mit leicht zittriger Stimme!!“

„ Äh ja, du hast es mir vorher in der Pause gegeben.“ „Ach Gott sei Dank, du hast es- ich bin fast ausgetickt!“ Danach geht die Schülerin wieder. Der Lehrer, mit der Kreide in der Hand (ok, cooler wäre ein Apple Pencil an der Stelle) weiß nicht wie ihm geschah, kann seinen Augen und Ohren nicht ganz trauen, schüttelt den Kopf und sagt, „ Gott sei Dank. Ich hatte schon Angst es ist jmd. gestorben!“

Wahrnehmung und Hinhören und nicht nur Zuhören

Manche Lehrer sind in der glücklichen Lage, dass sie eine Coachingstunde pro Woche bekommen haben. Da bekommt man so einiges mit, was in den Köpfen unserer Zukunft von morgen so los ist. Nein in diesen Stunden geht es nicht nur um Lerncoaching, sondern es stellt sich heraus, dass ganz viele Schülerinnen und Schüler den großen Bedarf haben, tiefere Ebenen anzusprechen.

„ Ich habe Angst Fehler zu machen“

„Ich bin einfach zu blöd“

„Ich schaffe das eh nicht“

„Meine Eltern haben nie Zeit für mich und meine kleine Schwester wird immer bevorzugt.“

„Ich habe heute nacht einen neuen Highscore erreicht“

Es ist wohl leider in der schnelllebigen Zeit oft kein Platz für wirklich gute und tiefe Gespräche mit den Eltern.  Es geht hier nicht darum zu fragen, wie es in der Schule so läuft, was du in der Mathearbeit hattest, sondern es geht darum eine Plattform zu bieten, wie es den Kindern tatsächlich geht und was sie beschäftigt. Sie zu fordern und zu fördern- sie spüren zu lassen, dass sie etwas Besonderes sind und sie zu unterstützen, ihnen den richtigen Halt gibt und jedes Mal die Grenzen neu definiert, weil sich Dinge ändern. Man wächst als Eltern und Kind gemeinsam. Ja Lehrer sollten auch an den Schülern wachsen. Es geht nicht immer gleich die perfekte Antwort oder Lösung bei einem Problem zu haben, es geht darum, darüber zu sprechen und hinzuspüren, was eigentlich los ist.

Nur wenn man sich reflektiert, erweitert man seinen Horizont, dazu gehören wie im Sport auch mal Niederlagen, oder schlechte Entscheidungen, aber man darf nie aufhören zu reflektieren, offen zu sein für Veränderungen. Dann wächst man innerlich und ist für weitere Aufgaben gerüstet. Auch mal Fehler eingestehen gehört genau so dazu, das ist menschlich.

Es geht nicht darum, meinen zu müssen, ich darf keine Fehler machen, es geht schlicht und einfach um die richtige Wahrnehmung und das genaue Hinhören, was in unserer 2D Welt leider zu kurz kommt. Alle Handys einmal abzuschalten, wenn man was unternimmt, ohne gestört zu werden. Gemeinsam da zu sein, im Hier und Jetzt und zwar im Raum und nicht in einer anderen Welt.

Wir ziehen eine Generation gross, die immer mehr in der zweidimensionalen Welt lebt als in der richtigen Welt, Sie leben von Like zu Like und tun sich bspw. in der Realität schwer ein Gespräch aufrecht zu erhalten, weil sie chatten oder whatssappen gewohnt sind, ganz geschweige denn com pünktlich sein, man kann ja kurz schreiben- Verbindlichkeiten??
Sie realisieren gar nicht mehr, was teilweise um sie herum passiert. Jeder sitzt mit seinen Ohrstöpsel im Bus und in Zug, schreibt nebenher Nachrichten und verpasst evtl. ein hübsches und interessantes Mädel oder ein gutes Gespräch mit dem Nachbarn, dafür sieht man mit den neuesten Stöppseln richtig cool aus. Sie bekommen durch Beiträge, Fotos etc. Bestätigung, wenn sie nicht gerade gemobbt werden. Da hat man manchmal das Gefühl als Lehrer, die haben gar keine Zeit mehr zum Lernen vorlauter WhatsApp Nachrichten lesen. Dabei ist die Generation „Smart Phone“ oft nicht in der Lage Erlebtes mehr am Abend zu verarbeiten, weil man einfach keine Zeit mehr hat, es kommt ja ständig neuer Input rein und die Angst geht dabei rum, man könne womöglich etwas super Wichtiges, wie einen grinsenden Hund verpassen.

Dabei schlafen die Kids mit ihren Handys in der Hand ein, so wie es sich ja auch gehört, heißt ja schließlich auch so. Natürlich haben die Eltern keine Ahnung, dass nachts noch gezockt wird, und ihr Kind doch gesagt hat, dass sein Handy aus ist, dass WLAN ist ja sowieso aus. Aber, dass es dabei einen Hotspot gibt mit dem man dann trotzdem zocken kann checken die Eltern oft nicht und wissen oder wollen nicht verstehen, warum ihr Kind in der Schule nicht aufpassen kann. Dabei sind viele Eltern einfach froh nach einem gestressten Tag auch mal Ruhe zu haben, dann freut man sich, dass ihr Kind einfach mal zufrieden ist und will nicht der Böse sein und das Handy wegnehmen, es sei ja schließlich SEIN/IHR iPhone 11, das er/sie sich zu Weihnachten gewünscht hat und checkt nebenher gleich noch selbst bei Facebook und Instagram, Nebenher läuft natürlich die Klotze, was die tolle Welt da draussen macht. Dabei geht wieder ein Abend verloren, an dem man hätte besprechen können, was in den Köpfen der Kinder vor sich geht, was sie beschäftigt und nicht nur fragen, wie es in der Schule war.

Klar Digitalisierung ist da, ist auch sinnvoll und wird weiter kommen, aber es geht wie immer um das richtige Maß, darum den richtigen Rahmen zu finden für das jeweilige Kind.

Die Eltern der Googels und Microsofter sind übrigens so schlau und geben ihrem Kind erst so spät es geht ein eigenes Handy, damit sie sich kreativ entwickeln können, so lang es noch geht und kein leuchtendes Gerät, das 10 Dinge auf einmal und gleichzeitig kann, das einem jede Chance nimmt eigene kreative Gedanken zu haben.

Nicht falsch verstehen, die Digitalisierung bringt super viele Möglichkeiten- keine Frage, aber unsere Aufgabe ist es unseren Kindern zu zeigen, wie man damit umgeht.

Es geht darum, etwas zusammen zu unternehmen, man lernt sich auch ohne Messanger auszutauschen, die Natur wahrzunehmen, seine Komfortzone mal verlässt, neue Grenzen erreicht, in Gruppen etwas gemeinsam erlebt, über das man reflektieren und erzählen kann.

Es geht darum Talente und Vorlieben zu entdecken, seinen Weg zu suchen und sein gutes Lebensgefühl für sich findet, was einem Spaß und Freude bringt. Oder erzählt man 10Jahre später darüber dass man in einem Onlinespiel irgendwelche Punkte geholt hat, weil man jmd abgeballert hat oder 15 Likes für ein witziges Photo bekommen und weitergeleitet hat.
Das kann schon ein kleiner Spaziergang sein, oder einfach ein kleiner Ausflug, oder mal ein gemeinsames Brettspiel, die Welt hat mehr zu bieten als Zocksucht und Videospiele. Mit einem neuen Highscore im Ballerspielmann 59 wirkt man in einem Date mit Sicherheit nicht interessant und spannend.
Denkt selbst einmal nach, was erzählt ihr über eure Schulzeit? Das sind doch meistens Landschulheime, oder andere Ausflüge, außerunterrichtliche Dinge. Nur heute hätte man sogar Photos davon:)
Nehmt eure Kinder wahr, lehrt sie, dass die 3D Welt faszinierend und schön sein kann, sprecht mit ihnen und hört ihnen zu, sie haben viel zu erzählen, wenn man sie lässt.

be freigeist